Essen: Eröffnungsfeier

Der Star ist das Stadion

Dass der Ankermieter sogar sein Auswärtsspiel beim SC Verl verlegen lassen musste, um wenigstens als Zuschauer dabei zu sein, ist zwar durchaus kurios, aber ja leidlich bekannt. Auch wenn die Regionalliga-Mannschaft also nur Autogramme schreiben und nicht Fußball spielen darf, ist sich Rot-Weiss Essens 1. Vorsitzender Dr. Michael Welling sicher, dass die Essener Fans zahlreich zur Eröffnung des neuen Stadions am Sonntag, 12. August erscheinen werden, auch wenn "nur" die U19 der Bergeborbecker ihr erstes Saisonspiel bestreiten wird.

"Gegen Borussia Dortmund zu spielen, ist wirklich ein Highlight. Wir werden hochklassigen Fußball zu sehen bekommen und sicherlich auch den ein oder anderen, der später mal in der Bundesliga landen wird." Dass die Mannschaft von Waldemar Wrobel selbst nicht an der Einweihung des im Grunde eigens für sie gebauten Stadions teilhaben wird, sei ohnehin aufgrund des engen Spielplans organisatorisch nicht anders möglich gewesen, betont Welling. Stadt und Verein signalisieren Einvernehmen, 23 Tage vor dem Eröffnungsfest.

Die Fans des Regionalligisten müssen sich am 12. August aber nicht nur auf ein neues Stadion einstellen. So einiges ist ungewöhnlich an dieser Zeremonie. Etwa die Uhrzeit. Bereits um 9.30 Uhr öffnet das noch immer namenlose Stadion erstmals seine Pforten. 90 Minuten vor 11 Uhr. Nach alter Väter Sitte müssen die Nachwuchskicker der U19 bereits zu dieser unchristlichen Uhrzeit ran. Um das leibliche Wohl müssen sich die Essener Anhänger keine Sorgen machen, dafür trägt schließlich eigens der DFB Sorge - und untersagt den Ausschank alkoholischer Getränke bei Jugendspielen. Im Klartext: Die RWE-Fans sitzen auf dem Trockenen. Allerdings darf mit Beginn der folgenden Programmpunkte auch der Getränkelieferant die neuen Bierleitungen einem ersten Belastungstest unterziehen.

Schließlich wartet nach der offiziellen Eröffnung durch Oberbürgermeister Reinhard Paß noch eine zweite Begegnung: Frauen-Bundesligist SGS Essen spielt gegen den 1. FFC Frankfurt, so etwas wie das Bayern München des Frauenfußballs. Mit der Nationalmannschaft als Gegner habe es nicht ganz geklappt, erläutert SGS-Manager Willi Wißing. "Die Frankfurter kommen mit ihren Spielerinnern aber auf die Erfahrung von über 1000 Länderspielen." Zudem treten mit der Trommlergruppe Drum Conversation sowie Kim Sanders, von der man sich erzählt, dass sie bei der Castingshow The Voice of Germany Zweite wurde, zwei musikalische Acts auf. Zumindest ihr Titel "You'll never walk alone" dürfte aber hinlänglich bekannt sein.

Umrandet wird der Eröffnungstag von einem kleinen Volksfest. Damit auch die, die möglicherweise draußen bleiben müssen, auf ihre Kosten kommen. Gänzlich kostenlos ist der Eintritt ins Stadion zwar nicht. Die 2,50 Euro dienen vornehmlich Übungszwecken. Für das Geld gibt es eine Wertmarke, die man gegen ein alkoholfreies Getränk eintauschen kann. So kann RWE auch schon mal den Ernstfall vor dem DFB-Pokalspiel gegen Union Berlin üben und so das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.

Der eigentliche Star des Nachmittags wird indes völlig zugänglich sein. Keine Zäune oder Absperrungen sollen die Stadionbesucher daran hindern, ihr neues Wohnzimmer zu erkunden. Die Verantwortlichen der Vereine und der Stadt leiden jetzt schon unter mittelschwerem Lampenfieber und formulierten unisono: "Es kribbelt!"